Obwohl Folliculitis Decalvans eine seltene Erkrankung ist, gibt es zumindest einige Studien zu unterschiedlichen Therapieansätzen. Die meisten Studien verfügen jedoch aufgrund der Seltenheit der Erkrankung über eine qualitativ und quantitativ nicht ausreichende Datenbasis, sodass die Ergebnisse der Studien wie in der Wissenschaft üblich, kritisch reflektiert werden müssen. Ferner sind die durchgeführten Studien in den meisten fällen retrospektiv durchgeführt worden. Dass heißt die Datenerhebung die der Studie zugrunde liegt hat bereits begonnen bevor die Studie begonnen wurde. Dadurch können zum einen Voreingenommenheiten (“bias”) der Wissenschaftler auftreten und zum anderen werden in den allermeisten Studien keine Kontrollgruppen aufgeführt und dadurch auch keine Blindstudien oder Doppelblindstudien ermöglicht. Aufgrund der Seltenheit der Erkrankung ist dies ein Faktor mit dem man leben muss und den man bei der Interpretation der Ergebnisse berücksichtigen sollte.
Die folgenden Ausführungen basieren auf einer Analyse von 26 wissenschaftlichen Studien zu unterschiedlichen Behandlungsansätzen von FD. Ich habe hierbei viel auf die Meta-Studie von Rambhia et al. zurückgegriffen, die einen guten Überblick über den Stand der Studien bis 2019 geben. Dort werden insgesamt 20 Studien mit unterschiedlichen Therapieansätzen mit insgesamt 282 Patienten gegenübergestellt. Es wird auch sehr deutlich auf die mangelnde Qualität der vorliegenden Daten aufgrund der oben aufgeführten Gegebenheiten hingewiesen.
Die zugehörigen Quellen habe ich am Ende der Seite aufgeführt. Viele der Studien sind leider nicht als Open Source Studien verfügbar. Für diejenigen die gerne selbst nachlesen wollen und sich mit wissenschaftlichen Studien nicht so auskennen: Jedes wissenschaftlich veröffentlichte Dokument hat einen eindeutigen DOI (digital object identifier) mit der das Dokument identifiziert werden kann. Mit ein bisschen Google-Suche solltet ihr schnell darauf kommen, wie ihr auch an die kostenpflichtigen Artikel ohne Probleme herankommt. (noch direkter kann ich euch leider nicht darauf hinweisen).
In den 26 Studien sind in Summe 293 Patienten behandelt und beobachtet worden. Die Kernergebnisse habe ich zusammengefasst und hier aufbereitet. Die Summe der einzelnen Patienten geht nicht komplett auf, da teilweise Patienten mit unterschiedlichen Therapieansätzen in den Studien behandelt wurden, sodass die Anzahl der Patienten hier in diesem Sinne als Therapieansatz je Patient zu verstehen ist.
Überblick der Therapieansätze der wissenschaftlichen Studien
Die in den von mir analysierten wissenschaftlichen Studien verwendeten Therapieansätze lassen sich wie folgt aufteilen:
- Antibiotika oder Antibiotika + Steroide 57,7% (169/293)
- Nur Steroide 7,2% (21/293)
- Isotretinoin 22,5% (66/293)
- Photodynamische Therapie oder Lasertherapie 7,5% (22/293)
- Immunmodulierende Therapie 2,7% (8/293)
- Weitere Therapieansätze 2,4% (7/293)
Über alle Studien hinweg konnte bei 81% (238/293) der Patienten eine Remission der Symptome erzielt werden. Bei 63% (149/238) der Patienten, bei denen eine Remission eingetreten ist, sind die Symptome nach Absetzen der Medikation wieder aufgetreten (Rezidivität). Bei 20% (47/238) Patienten, bei denen eine Remission eingetreten ist, gab es keine Angaben darüber ob die Symptome der FD nach absetzen der Medikation wieder aufgetreten sind. Bei 18% (42/238) der Patienten, bei denen eine Remission eingetreten ist, konnten im Beobachtungszeitraum keine Symptome mehr festgestellt werden oder die Patienten befanden sich in einer kontinuierlichen Behandlung, meist mit Isotretinoin in geringer Dosierung.
Therapieansätze mit Antibiotika oder Kombination aus Antibiotika und Steroiden
Die Therapien mit Antibiotika oder einer Kombination von Antibiotika und Steroiden haben bei 85% (144/169) der Patienten eine Remission bewirkt. Bei 63% (90/144) von diesen Patienten sind die Symptome nach absetzen der Therapie allerdings wieder aufgetreten. Zu 26% (38/144) der Patienten, bei denen eine Remission eingetreten ist, lagen keine Angaben dazu vor, ob die Symptome wieder aufgetreten sind.
Therapien nur mit Steroiden
Die Therapien mit ausschließlichem Einsatz von Steroiden haben bei 71% (15/21) der Patienten eine Remission bewirkt. Bei 93% (14/15) der Patienten sind die Symptome nach absetzen der Therapie allerdings wieder aufgetreten. Zu 7% (1/15) der Patienten lagen keine Angaben dazu vor, ob die Symptome nach absetzen der Therapie wieder aufgetreten sind.
Therapieansätze mit Isotretinoin
Behandlungsansätze mit Isotretinoin haben bei 82% (54/66) der Patienten zu einer Remission geführt und bei 52% (28/54) zu einer Rezidivität nach absetzen der Behandlung. Zu 2% (1/54) der Patienten lagen keine Angaben über die Rezidivität vor. Bei den restlichen Patienten wurde die Therapie in geringer Dosis anhaltend fortgeführt ohne bis zum Beobachtungszeitraum Rezidive festzustellen.
Therapieansätze mit Photodynamischer Therapie oder Lasertherapie
Ansätze mit Photodynamischer Therapie oder Lasertherapie haben bei 73% (16/22) der Patienten zur Remission geführt. Bei 69% (11/16) der Patienten sind die Symptome wieder aufgetreten. Zu 25% (4/16) Patienten lagen keine Angaben zur Rezidivität vor. Bei 6% (1/16) der Patienten sind 25 Monate nach der Behandlung noch keine Symptome festzustellen.
Therapieansätze mit immunmodulierenden Medikamenten
Bei immunmodulierenden Ansätzen, d.h. das Immunsystem beeinflussenden Ansätzen liegt die Remission bei 100% (8/8) der Patienten während der Anwendung. Bei 63% (5/8) der Patienten sind die Symptome nach absetzen der Behandlung wieder aufgetreten. Bei 37% (3/8) der Patienten lagen keine Angaben in den Studien zur Rezidivität vor.
Weitere Therapieansätze
Die verbleibenden 7 Patienten der Gesamtheit der Studien verteilen sich auf exotischere Ansätze, bei denen bis auf die Behandlung mit medizinischem Honig von Yeh et al. keiner eine Remission erzielt hat.
Die oben gemachten Zusammenfassungen und Abstraktionen sind bitte kritisch zu betrachten. Aufgrund der vielen unterschiedlichen Rahmenbedingungen sowohl der Patienten als auch der durchgeführten Studien können hier natürlich deutliche Verschiebungen in den Daten vorliegen. Mir war es aber wichtig die Daten einmal so abstrahiert darzustellen, denn der Fakt, dass es derzeit noch keine sichere und vor allem dauerhafte Behandlungsmethode in der klassischen Medizin gibt wird dadurch unterstrichen und gilt meines erachtens nach auch wenn einige Ungenauigkeiten in den Daten vorliegen sollten.
Fazit
Wie eindeutig gezeigt, lässt die derzeitige Studienlage leider nur den Schluss zu, dass es keine wirksame, dauerhafte Therapie in der klassischen Medizin gibt um FD dauerhaft abzustellen. Meiner Meinung nach ist dies vor allem darauf zurückzuführen, dass die meisten Therapieansätze darauf beschränkt sind, die Symptome zu behandeln und nicht die Ursachen. Ein vielversprechender Therapieansatz scheinen die immundmodulierenden Therapieansätze zu sein. Dabei wird nicht direkt auf die Symptome abgestellt, sondern vielmehr versucht das Immunsystem in der Weise zu beeinflussen, dass die vorliegende fehlerhafte Immunreaktion korrigiert wird. Dies ist exakt der Ansatz, den ich ebenfalls versuche umzusetzen. Der Unterschied liegt jedoch darin, dass ich versuche meinen Körper auf natürlich Art und Weise hinsichtlich der fehlerhaften Immunreaktion wieder in einen Normalzustand zu bewegen und dazu keinen körperfremden Wirkstoff zuführe.
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